Canada, Ontario

Schlechtes Wetter – gutes Programm

Der Wetterbericht für die nächsten Tage ist denkbar schlecht und wir ändern unser Programm. Schweren Herzens lassen wir den Algonquin NP sausen, wir brauchen Schlechtwetterprogramm, sprich ein paar Museen. Die Dame im Visitotcenter vor Gravenhurst ist sehr gut informiert und wir bekommen gute Tipps.

Im Städtchen Gravenhurst am Lake Muskoka steuern wir als erstes das „Dr. Bethune Memorial House“ an. Dr. Norman Bethune (1890 – 1939) war ein bekannter kanadischer Lungenchirurg, der 1936 nach Spanien ging und dort während des Krieges einen mobilen Blutspendedienst aufbaute. 1938 ging er nach China und schloss sich Maos Armee an. Er baute in der Nähe der Schlachtfelder Spitäler auf, schulte medizinisches Personal, führte unzählige Operationen durch. Bei einer Operation schnitt er sich mit dem Skalpell in den Finger und verstarb ein paar Tage später an Blutvergiftung. Er ist in China höchst angesehen, ist in jedem Geschichtsbuch zu finden und wird verehrt. Jedes Jahr kommen tausende Chinesen hierher, um sein Geburtshaus zu sehen.

Gravenhurst hat auch noch das „Muskoka Boat and Heritage Center“ zu bieten, ein Museum über Schiffsbau und frühen Tourismus. Wir erfahren, dass diese Gegend seit 1850 ein sehr beliebtes Touristenziel ist. Rund um den See waren einst hunderte Hotels und Lodges für Touristen aus Montreal, New York, Boston, Toronto. Damals fuhren die Gäste mit dem Zug bis Gravenhurst und stiegen direkt vom Zug in ein Dampfschiff um, das sie zu den jeweiligen Quartieren brachte. Viele Künstler, Maler und Dichter waren hier. Es erinnert uns ein bisschen an den Attersee zu den Zeiten von Klimt.

Da es hier lange Zeit keine Straßen gab, siedelten sich viele Bootsbauer rund um den See an. Wunderschöne Boote wurden gebaut, einige wurden in den letzen Jahren restauriert und liegen im riesigen Bootshaus des Museums, sind aber in Privatbesitz. Im Sommer gibt es immer wieder Bootskorsos auf dem See mit diesen alten Holzbooten.

Am Abend suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen am Ende einer Straße und verbringen unsere zweite Nacht im Camper.