Heute Vormittag fahren wir mit einem Jesuit Service (JS) Mitarbeiter in das Ausbildungszentrum Bantaey Prieb / Center of the Dove. 120 junge, durch Krankheit oder Unfall körperlich eingeschränkte Erwachsene, bekommen hier entweder eine Ausbildung in einem Handwerk oder arbeiten in einem Produktionsbetrieb. Angebote gibt es in den Bereichen/Berufen Bildhauerei, Schneiderei, Schuster, Mechaniker, Elektroniker, Schlosser, Rollstuhlbau und Landwirtschaft. Die Ausbildung dauert ein Jahr. In dieser Zeit wohnen die Teilnehmer in Häusern auf dem Gelände in Hausgemeinschaften. Nach diesem Jahr haben sie dann die Möglichkeit sich mit ihren erworbenen Fähigkeiten selbstständig zu machen, in einer Fabrik zu arbeiten oder hier im Zentrum angestellt zu werden. In den verschiedenen Gebäuden wird fleißig geschnitzt, geschweißt, genäht etc. Die entstandenen Produkte werden in 2 Geschäften in Phnom Penh, hier im Laden oder in anderen Städten in speziellen Geschäften verkauft. Die Produktion der Megkong Rollstühle ist ein ganz besonderer Teil des Zentrums. Wieder ein äußerst beeindruckendes Projekt des JS.
Am Nachmittag fahren wir zu den „Killing Fields“. Während der Zeit der „Roten Khmer“ (1975 – 1979) wurden ca. 2 Millionen Kambodschaner, vor allem die Gebildeten, vom Regime ermordet, vertrieben, zu Sklavenarbeit in der Landwirtschaft gezwungen. Wer nicht ermordet wurde, starb an den Folgen von Folter, Unterernährung oder Krankheiten und Epidemien. Die „Killing Fields“ sind ein Gedenkort und eine Art Museum. Hier wurden nach der Schreckensherrschaft der Roten Khmer über 150 Massengräber entdeckt und tw. freigelegt und dokumentiert. Im ganzen Land gibt es geschätzte 300 „Killing Fields“. Mit einem Audioguide mit sehr einfühlsamen Text gehen wir nachdenklich, bedrückt, schockiert durch das Gelände, von Gedenkplatz zu Gedenkplatz und hören die Texte, Erzählungen und Berichte. Immer wieder, ganz egal ob auf dem Gelände eines ehemaliges KZs oder hier, kommen die selben Fragen auf: Wie kann so etwas passieren? Wie kann ein einzelner Mensch solche Macht ausüben und so viele Menschen zu seinem Werkzeug machen? Wie können Menschen so grausam sein? Seit 1980 hat sich die Bevölkerung Kambodschas verdoppelt, die Hälfte der Menschen hier hat jene Zeit nicht erlebt. Jeder, der über 35 Jahre alt ist, hat diese Zeit mitgemacht und wir fragen uns immer, welche Geschichte er oder sie uns wohl erzählen könnte.
Am späten Nachmittag sitzen wir zur „Happy Hour“ mit den Jesuiten bei Bier, Wein und Knabberzeug zusammen, bevor wir dann gemeinsam zu Abend essen. Ein intensiver Tag liegt hinter uns. Hoffnung weckende Initiativen und Grauen der Vergangenheit – alles hatten wir heute.