Den Morgen des Sonntag 26.11. erlebte Andreas wieder eine einfache und frohe Messe in Ein Karem, mit den spanischen Sionsbrüdern im kleinen Kreis. Feiern in mehreren Sprachen ist in diesem Land der Standard. Anschließend ging es auf den Mahane Jehuda, den jüdischen Markt, wo wir uns noch mit Köstlichkeiten des Landes eindeckten, Granatäpfel, Zaatar, Avocado, Gewürzmischungen… Kaffee mit Kardamon hatten wir schon in Bethlehem gekauft. Im alternativen Cafe Nadi (www.naadicafe.com), daß Andreas immer wieder gerne besucht, genoßen wir mit Sr. Juliana unser Mittagessen.
Wir waren auf dem Weg zu lieben alten jüdischen Freunden, die auf dem French Hill neben dem Mount Scopus leben. Benny und Rivka sind mit ihren über 90 Jahren seit 72 Jahren verheiratet. Die familiären Wurzeln in Osteuropa, geboren und aufgewachsen in New York im orthodox jüdischen Umfeld waren sie 1949 Gründungsmitglieder des Kibbuz Sasa in Galiäla – auch ein Kibbuz auf dem Gebiet eines arabischen Dorfes. Rivka erwähnte mehrfach, sie hätten in den alten Häusern noch Gegenstände der geflohenen Palästinenser gefunden. Heute leben sie in einem Apartment einer Hausanlage, deren Bewohner vor kurzem entschieden haben, die Zentralheizung auf Grund der hohen Ölkosten nicht weiter zu betreiben. Ziemlich frisch in einem schlecht isolierten Haus im Jerusalemer Winter! Mit jedem unserer Besuche steigert sich Bennys Unzufriedenheit mit der israelischen Regierung, der er keinen Willen zu einem Frieden zutraut. Das Lebenswerk des immer noch munteren Paares war nach ihrer Pensionierung die Erforschung der oft verlassenen Synagogen in Mittel- und Osteuropa. Die ca. 30.000 Dias und digitalen Photos und eine Vielzahl and Dokumenten werden heute in den Archiven von Yad Vashem aufbereitet und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. In ihrem Buch „Synagogues without Jews“ entdeckten wir eine entfernte Verwandte in Vrbove nördlich von Bratislava, von wo Andreas Urgroßvater abstammt. Der Nachmittag war eine sehr herzliche Begegnung in Sorge um die Lebensmöglichkeiten aller im Lande lebenden Menschen, mit dem Wissen, es kann das letzte Treffen gewesen sein.
Erfüllt und müde packten wir unser Gepäck, um um 1:00 Uhr morgens vom „Neisher“ Sammeltaxi abgeholt zu werden. Drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein ist gewünschter Standard in Israel und erlaubte uns, auch trotz Rucksackdurchsuchung entspannt zu bleiben. Die Sammeltaxifirma hält sich streng daran. Das Einchecken verlief, wie auch schon die Einreise, problemlos , nur Rouvens Rucksack mußte durch den Spezialcheck. Das meiste Gepäck wird heute erst nach der Abgabe durch die Röntgenröhre geschoben und eventuell ohne Anwesenheit der Passagiere geöffnet. Bei allem Verständnis für Sicherheitsfragen und auch unserem Wunsch sicher nach Hause zu kommen, sehen wir darin schon eine kräftigen Eingriff in die Privatsphäre und Einschnitt in die persönliche Freiheit.
Rouven hat unterwegs vielfach von seinem aktuellen Lebensweg erzählt. Unterwegs zu verschiedensten Gemeinschaften, denen ein ganzheitlich nachhaltiges Leben sehr wichtig ist, hat er ein großes Netz an Bekannten aufgebaut. Immer wieder fiel im auf, wie sehr auch bei den Gruppen die wir trafen ähnliche Werte und Kommunikationsformen von Bedeutung sind, wenn auch der praktische Fokus häufig ein anderer ist.