Den Samstag (18.11.) verbrachten wir mit einer Deutschen Pilgergruppe, die von unserem Freund Johannes Zang begleitet wurde. So erlebten wir eine stimmungsvolle Messe in einer Grotte auf den Hirtenfeldern bevor wir Jack Giacaman in einer seiner Olivenholzwerkstätten besuchten. Von Jack stammt die neue Krippe die für das Bezirksaltenheim in Leonding und Kreuze für die Stationen im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Linz gekauft wurden. Jack bietet mehreren Menschen Arbeit wobei er auch bei guter Bezahlung immer wieder Schwierigkeiten mit der Verlässlichkeit seiner Mitarbeiter hat.
Den Nachmittag verbrachten wir bei Daoud Nassar auf seinem Weinberg; dem Projekt „Tent of Nations“ (www.tentofnations.org). Die Jeshiva (Jüdische Tora-Schule), die ausserhalb an die an sein Land angrenzende Siedlung Neve Daniel gebaut wird, hat bereits ihren Betrieb aufgenommen. Die Zufahrt ist mit Begrenzungsmauer stark verändert worden und die Sorge, ob die Zufahrt von der Umgehungsstraße 60 ganz gesperrt wird, besteht nach wie vor. Der Rechtsstreit bezüglich der Eigentumsrechte an seinem Hügel wurde vom Obersten Gerichtshof Israel wieder an das Militärgericht zurück gegeben. Es ist nicht das einzige Mal, das wir auf unserer Reise von Blankochecks hören, welche Juden für den Kauf palästinensischen bzw. nicht jüdischen Eigentums anbieten. In Daouds Fall ist dies umso paradoxer, da ihm auf anderer Seite das Eigentum nach wie vor nicht zuerkannt wird. Daoud beschreibt , daß Gewalt, Resignation und Emigration für ihn und seine Familie keine Optionen sind. Also verfolgen sie weiterhin ihren vierten Weg gewaltfreier Standhaftigkeit und Entwickelung seines Landes, auf welchem jeder Mensch guten Willens herzlich willkommen ist. Erstmalig ist eine junge jüdische Israelin als Volontärin zu Gast. Sie stammt aus Tel Aviv und überbrückt die Zeit bis zu ihrem zivilen Militärersatzdienst. Sie will aus eigener Erfahrung über das Leben der von drei illegalen jüdischen Siedlungen/Kleinstädten umgebenen Familie berichten.
Wir sind sehr dankbar für die freundliche Aufnahme durch die Reisegruppe mit der wir am Morgen schon die Crèche der Vinzentinerinnen (Barmherzige Schwestern) (www.creche-bethleem.org) besucht hatten. Dieses einzige Waisenhaus Palästinas für Kinder von 0-6 Jahren gibt Kindern lediger Mütter eine Lebenschance und Zukunft. Manche Kinder werden auf der Straße gefunden, die meisten müssen nach der bewußt früh eingeleiteten Geburt im angrenzenden Malteserspital von den Müttern mit einer Verzichtserklärung zurück gelassen werden. Die Mütter sehen ihr Kind nie, eine Adoption ist im islamischen Recht nicht vorgesehen und die Väter werden in den seltensten Fällen benannt. In der Regel werden die jungen Frauen durch sexuellen Mißbrauch im Familienumfeld schwanger. Jährlich gibt es 30-40 „Ehrenmorde“ an ledigen Müttern, wobei auch diese Täter meist aus der Familie stammen. Manchmal kommen die Täter (Mißbrauchstäter wie Mörder) für wenige Monate ins Gefängnis und werden bald wieder frei gelassen.