Europe, Kroatien, Zagreb

Kabbalat Shabbat in Zagreb

Lageplan der Synagoge

Lageplan der Synagoge

Noch in Linz suchte ich nach der Synagoge in Zagreb. Ich fand einen Hinweis und einen Lageplan, dass sie nahe unseres Hotels in einer Hauptstraße sein muß. In Zagreb angekommen suchten wir sie und hatten Mühe sie zu finden. Schließlich entdeckten wir ein normales mehrstöckiges Wohnhaus mit einem „Magen David“ hoch über dem Portal. Es ist das Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde da die Synagoge 1941 von hitlertreuen Kroaten zerstört worden ist. An ihrer Stelle befindet sich heute ein Parkplatz und eine kleine Gedenktafel an der Hausmauer erinnert an die Synagoge.

In Erinnerung an meinen Urgroßvater, der ja auch eine Zeit in Zagreb gelebt und als Jude geboren wordn war, wollte ich gerne an Erev Shabbat den Gottesdienst besuchen. Ich war etwas aufgeregt, wie ich Kontakt bekommen und in die Synagoge hinein kommen könnte. Zu meinem Glück ging vor mir ein Herr mit Kipa auf der Straße als ich gegen 19:00 zur Synagoge ging. Mit diesem durfte ich das Gemeindehaus betreten. Eine kleine gegenseitig gut vertraute Gruppe von Männern und Frauen trafen sich zum Gebet in besinnlich, freudiger Athmosphäre. Freundlicherweise führte der Rabbi alle Gespräche auf englisch anstatt auf kroatisch, so dass ich mich am Gespräch beteiligen konnte. Anschließend an den Gottesdienst war ein Kiddush und ein religiöses Lehrgespräch über die Parashat, den aktuellen Wochenabschnitt der Bibel. Mit Frage und Antwort führte der Rabbi die kleine Gruppe zu interessanten und bereichernden Einsichten während österreichischer Kiddush Wein getrunken und köstliche Challot und kroatische Golatsch verpeist wurde. „Ja wenn’s drauf mögen wir Gott mehr vertrauen als den Menschen,“ meinte er. „Denn von Gott können wir mehr Gnade erwarten als von den Menschen!“ Was sagt das über unsere „Menschlichkeit“?

Synagoge ZagrebErfreulich war zu hören, dass es gute Kontakte zu christlichen Schulen und auch zur muslimischen Gemeinde gibt. Mit Sorge wurde von aktuellen Entwicklungen unter extrem orthodoxen Juden in Jerusalem berichtet, die für diese religiösen Zagreber Juden befremdlich sind. Ein wohltuender Abend um aktuelles jüdisches Leben erfahren zu dürfen!

Am Sonntag besuchten Barbara und ich den Friedhof von Zagreb und suchten den jüdischen Teil. Wir waren sehr überrascht zu entdecken, dass hier jüdische und christliche Gräber ganz gemischt sind. Nicht nur das, sondern sogar auf Grabsteinen finden sich für manche Mitglieder der Familie jüdische und für andere christliche Symbole. Wir interpretierten dies als Zeichen für die starke Assimilierungstendenz Ende 19. / Anfang 20. Jhdt und waren froh, dass solche Konversionen offensichtlich nicht die Familienzugehörigkeit zerstörte. Sicher waren diese Konversionen schmerzhaft für die jüdischen Familienteile und Gemeinde. Auch wenn die meisten dieser Juden zum Zeitpunkt ihrer Konversion noch nichts von den kommenden Schrecken des Nazi-Regimes ahnen konnten frage ich mich, ob wenigsten manchen ihre Konversion das Leben gerettet hat?

Die folgenden Bilder mögen einen kleinen Eindruck von diesen Erlebnissen geben.